Effektive Selbstverteidigung lernen
Realität kennt keine Regeln. KRAV MAGA auch nicht.
Effektive Selbstverteidigung erlangen wir durch das Zusammenspiel von vier Bereichen:
1. Physisches Leistungsvermögen
2. Psychische Fähigkeiten
3. Strategie und Taktik
4. Erscheinung
Schauen wir uns im Einzelnen die Bereiche an. Einige sind schnell verständlich und offensichtlich. Andere beinhalten mehr, als viele vermutlich erwarten.
1. Größeres physisches Leistungsvermögen
Es ist klar, dass wir ein grundsätzliches physisches Leistungsvermögen und bestimmte Fähigkeiten im Bereich Selbstverteidigung brauchen. Diese sind recht umfangreich und spielen im Optimalfall alle perfekt zusammen. Selbstverständlich steht über all dem, dass die spezifischen Selbstverteidigungs-Techniken erlernt werden müssen. Aber all das beruht auf den folgenden wichtigsten Komponenten:
Bessere visuelle Wahrnehmung
Zunächst klingt das erst einmal ganz einfach. Natürlich müssen wir Angriffe sehen können. Kommt ein blitzschneller Schlag auf uns zu, müssen wir diesen optischen Reiz verarbeiten und dementsprechend reagieren. Dies ist allerdings gerade am Anfang für viele gar nicht so leicht. Oftmals erkennt man nur schwer, ob der Schlag gerade oder rund auf einen zukommt. Die einzelnen Bewegungsmuster lassen sich einfach noch nicht gut identifizieren. Es ist wie Lesen lernen. Erst mit der Zeit versteht man die einzelnen Buchstaben bzw. Bewegungsmuster der Angreifer. Auch die Einschätzung von Distanzen spielt eine wichtige Rolle. Glücklicherweise lernt unser Körper das schnell.
Peripheres Sehen trainieren
Bei dem eben genannten Beispiel sehen wir den Schlag direkt auf uns zukommen. Was passiert aber, wenn wir etwa an der U-Bahn Station warten und jemand schlägt uns unerwartet von der Seite Richtung Gesicht?
Wenn unser Blick nicht direkt auf den Angreifer gerichtet war, müssen wir die Bewegung durch periphere Wahrnehmung erkennen. Das periphere Sehen lässt sich enorm trainieren. In einer direkten Konfrontation ist unser Blick im KRAV MAGA eher Richtung Hals oder Oberkörper des Gegners gerichtet. Das ergibt ein gutes Gesamtbild des Gegners. Wir vermeiden den Blick in die Augen. Das lenkt zu sehr ab und wir können nur eingeschränkt wahrnehmen, was unterhalb dieses Sehbereichs geschieht, etwa heimtückische Messerattacken von unten oder Angriffe durch Tritte. Auch diese Fähigkeit des peripheren Sehens lässt sich sehr gut erlernen und hilft sehr bei der effektiven Selbstverteidigung.
Größere Geschwindigkeit
Nichts geht über Geschwindigkeit. Je schneller ein Schlag ist, desto höher ist die auftreffende Energie. Manche Schläge sind so schnell, wie etwa die der Boxerin Susi Kentikian, dass man sie nicht mehr richtig erkennen kann. Das ist natürlich ein enormer Vorteil. Im anderen Extrem heißt das: Wenn wir zu langsam sind, wird es schwierig. Deswegen muss ein fundiertes Training immer die Geschwindigkeit schulen. Auch wenn in diesem Bereich ein gewisser Teil genetisch vorgegeben ist, kann man dennoch eine deutliche Steigerung erzielen.
Kraft effektiv einsetzen
Der Vorteil an KRAV MAGA ist unter anderem, dass es auf explosiven Schlägen und Tritten beruht. Besonders viel Kraft zu haben ist nicht zwingend erforderlich. Auch eine zierliche Person kann mit effektiven Schlägen und Tritten gegen Schmerzpunkte einen viel stärkeren Angreifer zu Boden bringen. Dennoch lässt sich nicht leugnen, dass Kraft selbstverständlich einen Vorteil bringt. Allein schon, weil eine gewisse Muskelmasse bei der Selbstverteidigung zusätzlich schützt und häufig förderlich für die Intensität von Schlägen und Tritten ist. Auch in Bereichen wie etwa dem Bodenkampf wirkt sich Kraft positiv aus. Nicht umsonst gibt es fast kein KRAV MAGA Training ohne ein paar Ganzkörper- Kräftigungsübungen.
Kondition hilft bei der Selbstverteidigung
Ja, tatsächlich spielt auch die Fähigkeit eine längere Zeit Belastungen auszuhalten, eine Rolle. Je besser unsere Kondition, desto eher können wir auch gegen mehrere Angreifer bestehen. Die Verteidigungs-Szenarien dauern mitunter 10-60 Sekunden oder länger. Das ist eine unglaublich lange Zeit, wenn wir von Selbstverteidigung sprechen. Hinzu kommt die enorme Anspannung, durch den Stress beschleunigt sich unser Herzschlag noch mehr. Schnell sind wir außer Atem. Im Falle eines realen Angriffs kann sich nach Abwehr der ersten Attacke die Möglichkeit ergeben, zu fliehen. Folgen die Angreifer, kann es zu einer erneuten Attacke kommen – auch in solchen Fällen zahlt sich eine gute Kondition aus. Kurzum, je fitter wir sind, desto besser sind wir für eine körperliche Auseinandersetzung aufgestellt. Außerdem ist Fitness exzellent für eure Gesundheit.
Gute Beweglichkeit
Im KRAV MAGA muss man nicht extrem beweglich sein. Wer einem Angreifer zwischen die Beine tritt, muss keinen Spagat können. Dennoch ist eine gewisse Beweglichkeit definitiv gut. Zum einen erhöht es die Reichweite von Gliedmaßen, wer beweglich ist, kann z.B. in bestimmten Situationen einen Kick in Richtung Kopf einsetzen. Zum anderen minimieren wir unser Verletzungsrisiko, wenn wir eine gute Dehnfähigkeit haben.
Gleichgewicht effektiv einsetzen
Während wir im Alltag mit unserem Gleichgewicht kaum ein Problem verspüren, kann sich dies am Anfang beim Selbstverteidigungstraining ganz anders darstellen. Wenn du beispielsweise einem schnellen Schlag ausweichst und deinen Körper rasch in eine andere Richtung bewegst und unmittelbar danach Schläge und Tritte ausführst, kannst du schnell in eine gewisse Dysbalance geraten. Aber du ahnst es schon: Auch das lässt sich hervorragend trainieren und einspielen. Und zu guter Letzt lässt sich sagen, dass dir all diese optimierten Fähigkeiten zusätzlich ein viel besseres Körpergefühl schenken.
2. Starke Psyche
Alles ist miteinander verbunden. Körper und Geist. Natürlich ist physisches Leistungsvermögen wichtig. Ebenso wichtig sind bei der Selbstverteidigung aber psychische Fähigkeiten. Beides muss miteinander in enger Verbindung stehen.
Aggression in der Selbstverteidigung
Vielleicht bist du verwundert, dass hier ausgerechnet als erstes Aggression genannt wird. Das wäre verständlich. Tatsächlich ist eine hohe Aggression ein wichtiger Faktor im Bereich Selbstverteidigung. Angreifer sind meist enorm aggressiv. Es gibt Angreifer, die technisch fast nichts können, aber durch ihre hohe Aggression schwer zu stoppen sind. Wenn wir einen Angriff nicht präventiv eindämmen können, hilft nur eins: Ebenfalls eine hohe Aggression zu entwickeln. Dies kann man sehr gut trainieren. Zum Glück wurde nicht jeder von uns aggressiv erzogen. Und selbstverständlich geht es nicht darum, dass Trainierende auf einmal aggressiv durch das Leben gehen.
Fähigkeit zum kompromisslosen Handeln
Ganz im Gegenteil: Es geht darum friedvoll zu sein, im Notfall jedoch die Fähigkeit zu haben, explosiv und kompromisslos handeln zu können. Wenn du gefährlich attackiert wirst, ist eine Abwehr mit aggressiven Gegenmaßnahmen absolut notwendig. Es liegt auf der Hand, dass im KRAV MAGA Training auch die Entwicklung explosionsartiger Aggression unabdingbar ist.
Erhöhte Wachsamkeit
Viele Situationen im Bereich Selbstverteidigung beginnen sehr unglücklich, da die angegriffene Person häufig plötzlich überrascht wird. Damit dies möglichst nicht geschieht, ist Prävention und Wachsamkeit obligatorisch. Wenn du etwa die Straße entlangläufst und aus einer gewissen Entfernung bereits aggressive und mögliche Täter wahrnimmst, kann es durchaus sinnvoll sein, die Straßenseite zu wechseln. Du hast präventiv und wachsam gehandelt. Deine Aufgabe ist zudem, die Grundlagen für Wachsamkeit zu schaffen. Wenn du zum Beispiel einen Kapuzenpullover trägst, kann dein Blickfeld durch die Kapuze begrenzt werden, du siehst wie durch Scheuklappen. Deine Wahrnehmung wird stark eingeschränkt.
Gefahrenquellen rechtzeitig erkennen
Ebenso kann die Wahl des Sitzplatzes entscheidend sein, welche Bereiche des Umfeldes du von deiner Position aus gut oder weniger gut wahrnehmen kannst. Das ist übrigens auch die Kernaufgabe von guten Personenschützern: Gefahrenquellen rechtzeitig zu erkennen und dementsprechende Maßnahmen einzuleiten. Auch du kannst dies für dich tun.
3. Strategie und Taktik trainieren
Kampfvermeidung ist die beste Selbstverteidigung
Fangen wir mit dem Übergeordneten, der Strategie, an. Deine Strategie sollte immer sein, den Kampf nach Möglichkeit zu vermeiden. Dafür gibt es eine ganze Reihe von Gründen. Hier seien nur einige erwähnt: Das Notwehrgesetz erlaubt es uns nicht, jemanden zu attackieren, der uns beleidigt. Und das ist auch gut so. Wir müssen also immer verhältnismäßig handeln. Ein weiterer Grund ist, dass wir den Gegner schlichtweg unterschätzen könnten. Vielleicht sind seine Fähigkeiten weitaus höher als angenommen oder er setzt plötzlich Waffen ein. Gerade pöbelnde Teenager, die teils Messer bei sich führen, werden häufig von Erwachsenen unterschätzt. Ebenso kann es sein, dass wir einfach Pech haben. So gut wir auch trainiert sind, niemand ist perfekt. Vielleicht sehen wir die Attacke einfach nicht, die uns trifft und zu Boden bringt. Zudem ist es ein erhebendes Gefühl, seine Emotionen kontrollieren zu können und mit einem verhinderten Kampf letztlich als Sieger heraus zu gehen.
Was aber passiert, wenn wir einen Angriff nicht vermeiden können? Hier sind eine Reihe von taktischen Fähigkeiten gefragt.
Richtige Positionierung in der Verteidigungssituation
Wie wir uns positionieren, spielt im Kampf eine große Rolle. Vor allem dann, wenn wir es mit mehreren Gegnern zu tun haben. Stell dir vor, es wollen dich drei Gegner attackieren. Wenn sie dich umzingeln und du in der Mitte bleibst, sozusagen im Zentrum der Gewalt, sind deine Chancen schlecht. In unserem KRAV MAGA Training lernst du, dich in solchen Gefahren perfekt auszurichten und deine Chancen erheblich zu steigern. Die Positionierung spielt aber auch eine große Rolle, wenn du „nur“ einen Gegner hast. Dies ist natürlich abhängig von deiner Umgebung. Befindest du dich etwa nah an einer Wand, besteht die Gefahr, dass der Gegner deinen Kopf dagegen schmettert. Ebenso spielt es eine erhebliche Rolle, in welchem Teil des Raumes du dich befindest, um diese Position notfalls ändern zu können. Insbesondere der Third Party Protection Bereich, also die Verteidigung von dir und gleichzeitig anderen, setzt eine perfekte Positionierung voraus.
Mit Täuschung arbeiten
Im Bereich der Verteidigung Täuschungsmanöver einzusetzen, kann enorm effektiv sein. Viele gute Boxer arbeiten mit sogenannten Finten. Finten oder Fakes setzen wir auch im KRAV MAGA ein. Das überfordert den Gegner schnell. Wenn der Angreifer etwa durch unsere Bewegungsweise einen Schlag Richtung Gesicht vermutet, er aber stattdessen mit einem Tritt zwischen die Beine attackiert wird, leitet er die falschen Reaktionen ein. Ebenso nutzen wir Alltagsgegenstände, um den Gegner zu täuschen.
4. Äußere Erscheinung optimieren
Nicht zum Opfer werden
Wie wir auftreten und erscheinen beeinflusst potentielle Täter enorm. In der Viktimologie, der Opferforschung, hat sich herausgestellt, dass es Verhaltensweisen und Persönlichkeitsstrukturen
gibt, die Täter eher zu einem Angriff oder Übergriff animieren. Andere Personen werden dagegen eher gemieden. Um es vereinfacht auf den Punkt zu bringen: Wer unsicher und zurückhaltend auftritt,
wird eher zum Opfer.
Wer dominant erscheint, vermittelt dem Angreifer das Gefühl, dass er auf Widerstand stoßen könnte. Viele Angreifer suchen Opfer, keine Gegenwehr.
Mental State - selbstsicherer werden
Wie wirkt sich KRAV MAGA auf uns aus, wenn wir es längere Zeit praktizieren? Ganz ohne Frage: KRAV MAGA verändert die innere Haltung der Trainierenden positiv. Mit Widrigkeiten umzugehen, nicht aufzugeben und für sich und andere zu kämpfen ist etwas Grundlegendes im Leben. Wenn die Trainierenden lernen, sich im KRAV MAGA aus gefährlichen Simulationen und Situationen zu retten und dabei erfahren, wie man eigene Grenzen überschreitet, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass sich dies positiv auf das Leben überträgt. Dieser Bereich wird zudem durch Trainingsmethoden wie Slowfight, Lightfight und Vollkontakt verstärkt. Dabei gilt die Prämisse: Härtere Fights trainiert nur, wer mag. Wir haben bislang tausende von Menschen in Berlin, Potsdam und bei anderen Seminaren in Deutschland trainiert. Viele schildern uns die gleiche persönliche Entwicklung: Unser Auftreten wird selbstsicherer.
Egal wer du bist. Du gewinnst zusätzlich.
Der Nutzen unseres Selbstverteidigung-Trainings:
Unserer Beobachtung nach erfahren regelmäßig Trainierende persönlichen Gewinn in folgenden Bereichen:
- Fitness
- Selbstsicherheit
- Kraft
- Geschwindigkeit
- Ruhe
- Zielsetzung
- Kampfgeist
- Auftreten
- Mut
- Kontrolle
- Zufriedenheit
- Gewichtsreduzierung
- Spaß
- Innere Haltung